Im Juni fand das 50. ICANN Meeting in London statt. Mit der bislang höchsten Teilnehmerzahl, drehte es sich eine Woche um die aktuellen Themen rund um das Internet und dessen Verwaltung. Über 3000 Interessenvertreter aus aller Welt diskutierten über die Zukunft von Internet Governance, die Koordination der Domain Names Systems sowie der IP-Adressenvergabe. Die Hostserver GmbH hat mit zwei Vertretern an diesem wichtigen Event teilgenommen.
Im Fokus der Diskussionen stand auch dieses Mal die Ankündigung der US Regierung, die Funktion der IANA in die Internetcommunity zu übertragen und somit das Multistakholder Model voran zu bringen. CEO der ICANN Fadi Chehadé betonte, dass dies ein wichtiger Schritt ist der zeigt, dass die ICANN nun aus ihren Kinderschuhen heraustritt und eine neue Phase der Internetverwaltung anbricht. Ob die Funktionen der IANA tatsächlich mit Ablauf des Vertrages im Jahr 2015 in die Hände der Internetcommunity übertragen werden bleibt fraglich, denn die unterschiedlichen Interessengruppen spielen dabei ein große Rolle. Am Rande des Meetings trafen sich diemal die Interessenvertreter aus 77 Staaten und diskutierten in eigenen Foren über die Regulierung des Internets. Ein Plan für die Übergabe liegt knapp ein Jahr vor Ablauf dieser Frist noch nicht vor.
Weitere heiß diskutierte Themen waren die neuen Domainendungen sowie die Datenschutzregelungen, die seit deren Einführung Probleme mit sich bringen.
Schon in der ersten Veranstaltung, die am Sonntag vor dem offiziellen Beginn des Meetings stattfand, wurde auf die Hürden, die die Endung .afrika bei der Bewerbung und Einführung zu meistern hat, mehrfach und deutlich hingewiesen. Ein schnelle Lösung und die Beschleunigung des Prozesses wurde von mehreren Vertretern aus Afrika wehement verlangt.
Aber auch Erfolgsgeschichten wurden den Teilnehmern vorgestellt. Die Präsentation von Dirk Krischnowsky zu .berlin als erste Städtedomain sorgte für Begeisterung.
Wie schon im letzten ICANN Meeting in Singapur bildete das Thema des Datenschutzes und der Datenvorratsspeicherung einen weiteren Schwerpunkt der Diskussionen. Anbieter in europäischen Ländern stehen immer noch vor dem Problem, dass die ICANN Bestimmungen zum Datenschutz und der Vorratsdatenspeicherung gegen europäische Gesetze verstoßen. Einen Erfolg konnten Registrare aus Irland und Deutschland nach langen Verhandlungen erzielen: Die ICANN genehmigte eine Verzichtserklärung, die Registrare von Vorgaben zur der Vorratsdatenspeicherung entbindet, sollte diese gegen ihr lokales Recht verstoßen.
Das Meeting bot nicht nur für die Kenner der Branche eine Möglichkeit, sich in die aktuellen Diskussionen einzubringen. Speziell für Newcomer gab es eine Vielzahl an Veranstaltungen die einen Überblick über die verschiedensten Themen zum Bereich Internet und dessen Regulierung boten. Um in Zukunft mehr Interessierte an der Arbeit der ICANN und den Diskussionen teilnehmen zu lassen gab es verschiedene Programme und int. Hubs u.a. in Afrika zu denen einzelne Veranstaltungen übertragen wurden und von denen man an der Diskussion teilnehmen konnte.
Die ICANN Meetings finden in regelmäßigen Abständen in unterschiedlichen Regionen der Welt statt und das nächste Meeting in Los Angeles wird von der Community mit Spannung erwartet.
Fast alle Vorträge und Diskussionen sowie Bilder und Eindrücke vom ICANN Meeting in London sind online abrufbar unter:
- http://london50.icann.org/en/
- https://secure.flickr.com/photos/icann/sets/72157645450972054/